Carl August Heinrich Hartmann (1799 – 1865)

Vor 150 Jahren starb Carl August Heinrich Hartmann am 31. Mai 1865 auf der Bleiche in Heidenheim.
Carl August, so im Taufzeugnis aufgeführt, wurde am 26. August 1799 in Sulz am Neckar als drittes Kind von Ludwig Hartmann und Christiane geb. Heyd geboren, wo sein Vater Geschäftsführer und Teilhaber
der Firma Meebold, Schühle & Co. war, die in Heidenheim eine Filiale betrieb. Aufgeführt sind neun
Taufzeugen und sieben Taufzeuginnen, darunter sein Onkel Ferdinand Hartmann, der spätere Professor
für Historienmalerei in Dresden und Christian Friedrich Meebold, der ältere Halbbruder von Gottlieb
Meebold, sowie die Gattin seines Onkels Hofrat August von Hartmann. Als Carl Hartmann vier Jahre alt
war, übersiedelte die Familie Ludwig Hartmann nach Heidenheim und die Filiale wurde der Hauptbetrieb.
Ab 1819 studierte Carl Hartmann als einer der ersten „Zöglinge“ einige Jahre in dem von Königin
Katharina I. mit Hilfe von Carls Onkel Hofrat August von Hartman, gegründeten landwirtschaftlichen
Instituts in Hohenheim. In Stuttgart-Hohenheim erinnert die „August-von-Hartmann-Straße“ an diesen
Mitbegründer der heutigen Universität Hohenheim.
Die Brüder Carl, Paul und Eduard Hartmann übernahmen 1843 die von ihrem Vater 1818 gegründete
Firma Ludwig Hartmann und führten sie als Firma Ludwig Hartmann’s Söhne in Heidenheim und in
Herbrechtingen weiter. Carl Hartmann wurde Inhaber und Verwalter der Weißbleiche als Teil dieser
Firma in Heidenheim und der dazugehörigen großen Landwirtschaft mit Ölmühle. Im selben Jahr
heiratete Carl Hartmann die Pfarrerstochter Caroline Maisch aus Roigheim und hatte mit ihr sieben
Kinder, darunter die Nachfolger der Bleiche Carl junior und Theodor Hartmann, der spätere Amtliche
Güterbeförderer in Heidenheim sowie Adelheid Hartmann, die 1867 Friedrich Voith heiratete. Adelheid
Voith starb 1868 nach der Geburt eines Sohnes. Zwei Kinder des Ehepaares Carl Hartmann ertranken
als Kleinkinder in der Brenz.
Ab 1846 erhielt die Weißbleiche eine staatliche Gewerbeförderung und Carl Hartmann gliederte eine
Appreturanstalt an. Die Leinwandstoffe waren seit Jahrhunderten die bedeutendsten Exportwaren in
Württemberg und der Bezirk Heidenheim ein Schwerpunkt der Leinenweberei. Die Weißbleiche wurde
einer der größten Bleichbetriebe in Württemberg und musste wegen der staatlichen Förderung aus ganz
Württemberg Aufträge zur Leinwandveredelung annehmen. Zusätzlich wurden auch noch die
innerbetrieblichen Veredelungsarbeiten für die Spinnereien ausgeführt. 1858 beschäftigte die Bleiche
etwa 30 Personen. Meck schreibt im 2. Teil seiner Chronik, dass die Leinwandbleiche zwischen 1857
und 1870 „noch immer Aufträge erhielt“.
Als studierter Ökonom und Naturmensch hatte Carl Hartmann Erfolge in der Landwirtschaft und
Viehzucht, die allgemeine Beachtung fanden. Auch Ländereien beim Talhof in Heidenheim gehörten
damals zu Hartmann. 1847 schaffte Carl Hartmann als erster Landwirt in Heidenheim einen flandrischen
Pflug, auch Suppinger Pflug genannt, an. Dieser Pflug erforderte nur die Hälfte der Zugkraft und
ermöglichte eine viel bessere Behandlung des Ackerbodens.
Im Revolutionsjahr 1848 stellte Carl Hartmann seine Bleichwiesen für die Fahnenweihe der Bürgerwehr
zur Verfügung. Das Gesetz vom 17. Juni 1849 erlaubte und regelte die Ablösung der Zehnten. Die
Gesamtheit der Zehntpflichtigen (Steuerpflichtigen) wählte sechs Geschäftsführer, darunter
Bleichinhaber Carl Hartmann. Von 1854 bis 1860 war Carl Hartmann Mitglied im Gemeinderat der Stadt
Heidenheim. Bald darauf kränkelte dieser arbeitssame Mann und starb fünf Jahre später.

Doris Eckle-Heinle
Anlagen:
Foto privat: Carl Hartmann
Repro privat: Familie Carl Hartmann ca. 1858, das jüngste Kind, Emil Hartmann (1854 – 1927), hat noch
ein Kleidchen an, wie im 19. Jahrhundert üblich.

Quellen:
Manfred Hartmann: Hartmannbuch 1953, Seite 76 – 79, 142 (im Hartmann-Familienarchiv)
Karl Kaspar Meck: Heidenheim nebst Hellenstein, Band 2, Seite 94, 97, 102, 112
Stadtmessungsamt Heidenheim
Reiner Flik: Die Hartmann aus „Wege zum Erfolg“, Herausgeber Willi A. Boelcke, Seite 65 – 67



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