Gottfried Wilhelm Hartmann (1. Sept. 1770 bis 8. Nov. 1823)

Wilhelm H. wurde am 1. September 1770 in Stuttgart geboren, also vor 250 Jahren, als Sohn des Hof- und Domänenrats Johann Georg Hartmann und seiner Gattin Juliane Friederike geborene Spittler.

Im Stuttgarter Gymnasium war er Mitschüler von Hegel, Flatt und Märcklin. Ursprünglich wollte Hartmann Theologie studieren, wandte sich dann aber dem Medizinstudium zu. Den Jüngling interessierten die Pflanzen- und Insektenkunde. In einem Briefchen berichtete er als 11-Jähriger seinem Bruder August, der damals in Plochingen wohnte, von im Dezember gefundenen „sehr schönen Insekten, Mücken und Grillen“ und wie sehr er sich auf das nächste Frühjahr freue, um wieder Insekten einholen zu können.

Im Mai 1786 wurde Hartmann in der Karlsakademie als Stadtstudierender aufgenommen. Er wurde Lieblingsschüler des Botanikers Kerner. Zu dessen Werk Hortus sempervirens (7 Bände bei Cotta Tübingen 1796 – 1801) durfte er mit Textbearbeitungen beitragen. Außerdem war Hartmann eifriges Mitglied des naturwissenschaftlichen Vereins, der von Cuvier, Kielmeyer und Pfaff gegründet wurde. Cuvier wurde Hofmeister zu Caen in Frankreich und blieb mit Hartmann längere Zeit in Briefkontakt. Hartmann lieferte ihm eine Arbeit über Stuttgarter Conchylien (Muschelschalen, Schneckenhäuser).

Im Medizinstudium lernte Hartmann die Mitstudenten Hopfengärtner, Jäger, Klein, Hardegg und Autenrieth kennen. Sie blieben lebenslang befreundet. Sein Studium schloss Hartmann in der lombardischen Universität in Pavia ab. An der hohen Carlsschule erwarb sich Hartmann im Februar 1794 die Doktorwürde durch eine Dissertation über den Artenunterschied zwischen Erle und Birke. Von Botanikern wurde diese Arbeit sehr geschätzt. Im Juli 1794 ernannte ihn die Jenaer Naturforschende Gesellschaft zum Ehrenmitglied.

Im selben Jahr ließ sich Hartmann als praktischer Arzt in Heidenheim nieder, wo er den Präzeptor Landerer kennen lernte. Mit ihm wurde Hartmann 1799 verschwägert. 1795 siedelte der Arzt nach Backnang über und wurde bald vom Bezirk zum Oberamtsphysikus gewählt. 1797 wurde er ans Krankenbett des verwitweten Kloster-Oberamtmannes Landerer in Lichtenstern* gerufen. Dessen Frau Joh. Charlotte geborene Luz war 1789 in Folge der Geburt des letzten Kindes gestorben. In Lichtenstern verliebte sich der Arzt in Auguste, eines der 11 Töchter seines Patienten. Nach dem Tod des Oberamtmannes 1798 verlobte sich Hartmann mit Auguste Friederike Landerer. Sie lebte als glückliche Braut in Gottfried Wilhelm Hartmanns Elternhaus in Stuttgart fast ein Jahr lang und wurde von
allen Hartmann-Familienmitgliedern herzlich aufgenommen. Sie war die einzige jüngere Verwandte, die der Hofratsgattin dauernd bis zu deren Tod am 11. April 1799 zur Seite stand. Die Tochter des Hauses, Henriette, war seit 1785 verheiratet und lebte mit ihrer Familie in Neckarbischofsheim und in Heilbronn. Nur im Sommer weilte die Familie Mayer/Hartmann vier Wochen im Elternhaus in Stuttgart. Bis zur Hochzeit am 20. September 1799 in Backnang blieb Auguste in Stuttgart.

Dem Paar wurden 12 Kinder geschenkt, aber nur drei Kinder überlebten die Mutter, die am 24. Oktober 1833 mit 56 Jahren starb, knapp 10 Jahre später als ihr Mann.

Justinus Kerner schrieb an Karl Mayer über Hartmann, dass dieser „ein ungemein liebenswürdiger Mann und ganz vortrefflicher Arzt“ sei. Die waldreiche Gegend um Backnang mit vielen Hausbesuchen zu seinen Patienten und seine rege weiteren naturwissenschaftlichen Studien liebte der Arzt Gottfried Wilhelm Hartmann sehr, doch für seine eigene Gesundheit war dies alles etwas stressig. Schon 1814 machte er eine Kur in Bad Boll. Eingermaßen genesen konnte er wieder arbeiten und widmete sich auch besonders der Erziehung seiner Söhne. Im Frühjahr1823 kränkelte der gewissenhafte und liebenswürdige Arzt wieder und kurte im Sommer in Bad Cannstatt. Doch leider starb er bereits am 8. November desselben Jahres im 54. Lebensjahr.

Der älteste Sohn des Ehepaares Gottfried Wilhelm und Auguste Hartmann, Wilhelm, *17. Juni 1800 starb mit knapp 26 Jahren in Tübingen am 26. Mai 1826.

Der Sohn Dr. theol. h. c. Julius Hartmann (1806 – 1879) oo Luise Helfferich, war u. a. Dekan in Aalen 1843 und erhielt den Kronorden 1876. Er schrieb u. a.: Reformationsgeschichte von Württemberg 1835, Geschichte von Württemberg 1856.

Deren Sohn ( Enkel von Gottfried Wilhelm und Auguste Hartmann) Dr. phil. Julius von Hartmann (1836 – 1916, bestattet in der Stirnbrand/Hartmann Grabstätte in Stuttgart, Pragfriedhof) war eigentlich evangelischer Pfarrer, wurde aber später Professor im Statistischen Landesamt in Stuttgart. Er war ein bedeutender Historiker (u. a. Vorstand des württemb. Geschichts- und Altertumsvereins (1893 – 1899) und geschäftsführendes Mitglied der Kommission für Landesgeschichte) und schrieb zahlreiche Abhandlungen z.B. über Matthäus Alber 1863, (ein württemb. Reformator), Besiedelung Württembergs 1894. Er veröffentlichte also zahlreiche historische Schriften. Ritter des Kronordens 1837 oo 1869 Julie Hartmann aus der Göppinger Linie.

Es sind die Vorfahren von Otto Hartmann, OB in Göppingen von 1919 bis 1933, von Cäcilia Schukow*, Thomas Hartmann, Berlin** und unseres 2014 verstorbenen Vorsitzenden Dr. Christoph Weismann.
* Stellv. Vorsitzende Familienverband Hartmann e. V.
** ehemal. Kassenprüfer dto.


Der Sohn Dr. med. Gustav Hartmann (1809 – 1883) war Oberamtsarzt in Aalen. Als Student vertrat er in den Osterferien 1831 die Tübinger Burschenschaft auf einem allgemeinen Burschentag in Dresden. Als junger Ehemann musste er in Aalen 1837 „wegen durch einen höheren Grad der Verschuldung erschwerter Teilnahme an einer verbotenen Studentenverbindung“ einen vierwöchigen Rathausarrest absitzen. oo I Emilie geb. Sprösser, oo II als Witwer Karoline geb. Bürger. Er hatte mit seiner ersten Frau vier Kinder, die alle in Aalen geboren wurden. Drei wanderten nach London, Mexiko und Michigan aus. Der Jüngste war Kaufmann und starb am 9. 10. 1872 in Heidenheim.

Die Tochter Emilie Hartmann (1812 – 1884) heiratete 1836 Karl Helfferich, Bruder der Luise Hartmann geborene Helfferich. Das Paar hatte 11 Kinder. Ihre Tochter Julie Helfferich heiratete 1877 Karl König, Rittergutsbesitzer in Böckel, Westfalen.

Deren Tochter Hertha König (1884 – 1976) schrieb den Roman „Emilie Reinbeck“ (Tochter von August von Hartmann und Mariette geb. Dannenberger, verh. 1817 mit Dr. Georg von Reinbeck, Stuttgarter Linie).

Zusammengestellt und vorgetragen an der Mitgliederversammlung Familienverband Hartmann e. V. am Samstag, den 19. September 2020 in Stuttgart, Auwärtermuseum. (kam aus Zeitgründen nicht zum Vortrag. Gekürzter Bericht ist auf der Internetseite www.familienverband-hartmann.de )

Doris Eckle-Heinle

*) ein Ortsteil von Löwenstein bei Heilbronn. Ehemaliges Kloster.

Quellen:
Hartmannsbuch 1913 S. 53 bis 58
HB 1898 S. 39 bis 43

Im Hartmannsbuch von 1898, der Fortsetzung und Ergänzung der Familienbücher von 1878, 1885 und 1892, steht am Anfang der Leitspruch von Karl Base: „Es ist auch eine Gottesgabe, einer Familie anzugehören und ihre Geschichte zu übersehen, die seit drei Jahrhunderten in ihrer bürgerlichen Einfachheit sich ehrlich durchgeholfen hat.“



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