Sonntag, 31 Mai 2015 00:00

Vor 150 Jahren starb Carl August Heinrich Hartmann

Der Name seines Bruders Paul ist bis heute präsent in der Stadt Heidenheim, aber auch Carl Hartmann war mit seiner Weißbleiche ein erfolgreicher Unternehmer - und dazu noch als Landwirt tätig. Er starb am 31. Mai vor 150 Jahren.

Carl August Heinrich Hartmann (1799 – 1865)
Vor 150 Jahren starb Carl August Heinrich Hartmann am 31. Mai 1865 auf der Bleiche in Heidenheim.
Carl August, so im Taufzeugnis aufgeführt, wurde am 26. August 1799 in Sulz am Neckar als drittes Kind von Ludwig Hartmann und Christiane geb. Heyd geboren, wo sein Vater Geschäftsführer und Teilhaber der Firma Meebold, Schühle & Co. war, die in Heidenheim eine Filiale betrieb. Aufgeführt sind neun Taufzeugen und sieben Taufzeuginnen, darunter sein Onkel Ferdinand Hartmann, der spätere Professor für Historienmalerei in Dresden und Christian Friedrich Meebold, der ältere Halbbruder von Gottlieb Meebold, sowie die Gattin seines Onkels Hofrat August von Hartmann. Als Carl Hartmann vier Jahre alt war, übersiedelte die Familie Ludwig Hartmann nach Heidenheim und die Filiale wurde der Hauptbetrieb. Ab 1819 studierte Carl Hartmann als einer der ersten „Zöglinge“ einige Jahre in dem von Königin Katharina I. mit Hilfe von Carls Onkel Hofrat August von Hartman, gegründeten landwirtschaftlichen Instituts in Hohenheim. In Stuttgart-Hohenheim erinnert die „August-von-Hartmann-Straße“ an diesen Mitbegründer der heutigen Universität Hohenheim.

Die Brüder Carl, Paul und Eduard Hartmann übernahmen 1843 die von ihrem Vater 1818 gegründete Firma Ludwig Hartmann und führten sie als Firma Ludwig Hartmann’s Söhne in Heidenheim und in Herbrechtingen weiter. Carl Hartmann wurde Inhaber und Verwalter der Weißbleiche als Teil dieser Firma in Heidenheim und der dazugehörigen großen Landwirtschaft mit Ölmühle. Im selben Jahr heiratete Carl Hartmann die Pfarrerstochter Caroline Maisch aus Roigheim und hatte mit ihr sieben Kinder, darunter die Nachfolger der Bleiche Carl junior und Theodor Hartmann, der spätere Amtliche Güterbeförderer in Heidenheim sowie Adelheid Hartmann, die 1867 Friedrich Voith heiratete. Adelheid Voith starb 1868 nach der Geburt eines Sohnes. Zwei Kinder des Ehepaares Carl Hartmann ertranken als Kleinkinder in der Brenz. Ab 1846 erhielt die Weißbleiche eine staatliche Gewerbeförderung und Carl Hartmann gliederte eine Appreturanstalt an. Die Leinwandstoffe waren seit Jahrhunderten die bedeutendsten Exportwaren in Württemberg und der Bezirk Heidenheim ein Schwerpunkt der Leinenweberei. Die Weißbleiche wurde einer der größten Bleichbetriebe in Württemberg und musste wegen der staatlichen Förderung aus ganz Württemberg Aufträge zur Leinwandveredelung annehmen. Zusätzlich wurden auch noch die innerbetrieblichen Veredelungsarbeiten für die Spinnereien ausgeführt. 1858 beschäftigte die Bleiche etwa 30 Personen. Meck schreibt im 2. Teil seiner Chronik, dass die Leinwandbleiche zwischen 1857 und 1870 „noch immer Aufträge erhielt“. Als studierter Ökonom und Naturmensch hatte Carl Hartmann Erfolge in der Landwirtschaft und Viehzucht, die allgemeine Beachtung fanden. Auch Ländereien beim Ugenhof gehörten damals zu Hartmann. 1847 schaffte Carl Hartmann als erster Landwirt in Heidenheim einen flandrischen Pflug, auch Suppinger Pflug genannt, an. Dieser Pflug erforderte nur die Hälfte der Zugkraft und ermöglichte eine viel bessere Behandlung des Ackerbodens. Im Revolutionsjahr 1848 stellte Carl Hartmann seine Bleichwiesen für die Fahnenweihe der Bürgerwehr zur Verfügung. Das Gesetz vom 17. Juni 1849 erlaubte und regelte die Ablösung der Zehnten. Die Gesamtheit der Zehntpflichtigen (Steuerpflichtigen) wählte sechs Geschäftsführer, darunter Bleichinhaber Carl Hartmann. Von 1854 bis 1860 war Carl Hartmann Mitglied im Gemeinderat der Stadt Heidenheim. Bald darauf kränkelte dieser arbeitsame Mann und starb fünf Jahre später.

Doris Eckle-Heinle


Quellen:
Manfred Hartmann: Hartmannbuch 1953, Seite 76 – 79, 142 (im Hartmann-Familienarchiv)
Karl Kaspar Meck: Heidenheim nebst Hellenstein, Band 2, Seite 94, 97, 102, 112
Stadtmessungsamt Heidenheim
Reiner Flik: Die Hartmann aus „Wege zum Erfolg“, Herausgeber Willi A. Boelcke, Seite 65 - 67.