Johann Georg Hartmann

geboren am 19. Feb. 1731 in Plieningen als Sohn des Oberstutenmeisters Georg Hartmann und Susanna Magdalena geb. Koch, gestorben am 9. Juni 1811 in Stuttgart

Leben
Hartmann besuchte das Gymnasium in Stuttgart und machte dann eine Schreiberlehre und -praxis. Nachdem er 1753 zum Fourageverwalter am Marstall in Stuttgart bestellt worden war, hatte H. alle herzoglichen Landreisen mitzumachen und musste 1757 während des 7-jährigen Krieges auch den böhmischen Feldzug, meist in der Suite des Herzogs, mitmachen. Dann begann eine steile und vielseitige Laufbahn als Kameralist: Am 9. Juni 1761 (heute vor 257 Jahren) wurde er zum Wirklichen Kammerrat ernannt und 1767 wirklicher Rat im Rentkammerkollegium, unter anderem mit dem Referat für Marstall-und Gestütssachen, seit 1789 mit der Amtsbezeichnung Hof- und Domänenrat, ein Aufstieg, nicht ungetrübt durch Spannungen zwischen dem aufrechten Manne und dem schwierigen Herzog Karl Eugen.
Hartmann schreibt: „Ein paar kurze widrige Intervalle ausgenommen, genoss ich das in langwierigen Diensten sehr seltene Glück, bei dem Herzog Karl (Karl Eugen) piae mem. besonders wohl gelitten zu sein. Meist hatte ich freien Zutritt zu seiner Person. Kurz vor seiner im Frühjahr 1767 nach Venedig angetretenen Reise liess er mich zu sich kommen, empfahl mir seinen Marstall und gab mir auf, ihm öfter zu schreiben.“
Nach über 50 Jahren Dienst sah er sich 1806 durch König Friedrich in zurücksetzender Form in den Ruhestand entlassen. H. hat sich durch verschiedene Veröffentlichungen, zumal über Pferdezucht, weit über Württemberg hinaus einen Namen gemacht, war Mitglied der gelehrten Gesellschaften in Ludwigsburg, Petersburg, Zürich und Bern geworden und hatte 1781 ein lockendes Angebot in die Dienste Friedrichs des Großen abgelehnt. Vom sogenannten Reformlandtag ersucht, reichte er diesem 1787 „Gutächtliche Gedanken“ über die damals dringende Umlegung der Kriegsschulden ein, wobei er unter anderem empfahl, die Universität Tübingen freizulassen. H.s vorzügliche Bedeutung lag in der Strahlungskraft und Würde seiner Persönlichkeit, dank deren er, ohne selbst künstlerisch oder dichterisch produktiv zu sein, und trotz ökonomisch bescheidener Lage es verstand, sein Haus in Stuttgart zu einem einzigartigen Mittelpunkt des geistig literarischen Lebens seiner Zeit zu machen. Hier verkehrten unter anderem der Dichter und Philosoph Conz, der Dichter und Journalist Schubart, die Epigrammatiker Weißer und Haug, die Künstler Guibal und J. G. Müller. Häufiger Gast war Johann Kaspar Schiller, dessen Buch über Obstbaumzucht H. redigierte. Als Schillers Sohn, der Dichter, 1793 zum ersten Besuch nach Stuttgart kam, suchte er als ersten H. auf, der ihm eine Wohnung besorgte und fast täglich mit ihm zusammen war. Schon 1779 waren Herzog Karl August von Weimar und Goethe, aus der Schweiz kommend und von Lavater – auch einem Hausfreund H.s – an ihn gewiesen, von ihm eine Woche lang „alle Tage“ in Stuttgart und Umgebung begleitet worden. Auch Friedrich Nicolai besuchte bei seiner Reise nach Süddeutschland 1781 den berühmten Mann und pries in seiner Reisebeschreibung dessen wissenschaftliche Einsichten und persönliche Güte. H. war Gründungs- und tätiges Mitglied der Stuttgarter Freimaurerloge „Zu den drei Cedern“ 1774 bis zu ihrer Auflösung durch Herzog Karl Eugen 1780. Seine Bibliothek, seine Reskripten- und seine Gemälde-Sammlung gehörten zu den Stuttgarter Sehenswürdigkeiten. Die wenigen Jahre des Ruhestandes füllte er mit wissenschaftlichen Arbeiten aus. Das meiste blieb freilich ungedruckt. Von einer mit großen Mühen und Opfern jahrzehntelang betriebenen Sammlung der württembergischen Gesetze vermochte er nur die Ehe- und Kirchengesetze in 4 Bänden zum Druck zu bringen, drei davon auf eigene Kosten.
Hartmann schreibt: “Es war ein großer Schaden, dass ich solche selbst verlegte und dass ich das Werk mit den kirchlichen und nicht den politischen Gesetzen begann.” (Hartmannsbuch 1878 S. 72) Da er zuerst die kirchlichen Gesetze aufarbeitete blieb er weitestgehend auf den Kosten sitzen.
Johann Georg hatte vom Herzog für diese Arbeiten den Zutritt in das Geheime Archiv erhalten.
Seine Gattin Juliane Friderike geborene Spittler (31. Jan. 1737 Cannstatt bis 11. April 1799 Stuttgart, verh. 12. Mai 1761 Marbach a. d. Lauter) hat zusammen mit ihren sieben Kindern zum Geburtstag 1790 folgendes Gedicht verfasst mit sieben Versen (2 davon):
„Sei gegrüsst an Deines Tages Stral / liebevollster Vater und Gemahl! / Hellerfunkeln heute Dir die Blike / Deiner Juliane Friderike. Kinderherzen schlagen lauter heut: / Denn sie kennen Deine Zärtlichkeit; / Darum jauchzen Deine frohe Sieben, / Die Dich bester Vater, ewig lieben

Werke
Abh. üb. d. … Preisfrage: Ob es … vorteilhaft sein könnte, daß in Schweden e. nationelle Kleidung eingerichtet … würde, 1774;
Die Pferde- und Maulthierzucht, Stuttgart 1777, 2 1786 u. d. T. Anleitung z. Verbesserung d. Pferdezucht …, franz. Übers. d. 2. Aufl. u. d. T. Traité des haras …, Paris 1788;
Gesetze d. Hzgt. Wirtemberg …, T. 1-4, Stuttgart 1791-98;
Gutächtl. Gedanken üb. d. Umlage d. neuerlichen Kriegsschäden …, ebd. 1797.

Quelle
Hartmannbuch 1953 Seiten 19, 118 – 130
Gehring, Paul, “Hartmann, Georg” in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 733-734
(https://www.deutsche-biographie.de/pnd116498404.html#ndbcontent)


Heute ist der 207. Todestag des Hof- und Domänenrats Johann Georg Hartmann und gleichzeitig der 207. Geburtstag seines Enkels Johann Georg Hartmann, der fast 19 Jahre Pfarrer, als Hospitalprediger, die zweite Pfarrstelle in Giengen an der Brenz inne hatte.

Die Hofrats-Gattin Juliane Friderike geborene Spittler (31. 1. 1737 Cannstatt bis 11. April 1799 Stuttgart) war eine Tochter von Johann Friedrich Spittler, Bürgermeister zu Cannstatt, dann Landschaftseinnehmner zu Stuttgart (10. 3. 1710 bis 30. 10. 1760) und Johanne Friedrike geb. Beutel (8. 3. 1714 bis 30. 9. 1760).
Auch die regierende Fürstin von Anhalt-Dessau weilte des Öfteren bei den Hartmanns, die besonders die von Juliane Friderike und ihrem Gatten gestaltete Künstleratmosphäre genoss. Juliane Friderike war auch eine sehr geschäftstüchtige Frau und war eifrig bemüht, ihre Haushaltskasse durch häusliches Unternehmertum aufzubessern. Sie bewirtschaftete den dazugehörenden 12 Morgen großen Garten (mit Bediensteten) dermaßen gut, dass sie Spargel, Artischocken und Erdbeeren an die Hofökonomie verkaufen konnte. Sie war sozusagen „Hoflieferantin“.
Über ihren Vater und ihre Großmutter Katharina Barbara Spittler geb. Kirner (1681 bis 1734) lässt sich die Ahnenreihe von Juliane Friderike Hartmann geb. Spittler nach neueren Erkenntnissen bis zu den Staufern zurückverfolgen.

Giengen, den 9. Juni 2018

Doris Eckle-Heinle

Johann Georg Hartmann – Wohnhaus
Johann Georg Hartmann – Gedenktafel
Fritz-Elsas-Straße 49 / Ecke Leuschnerstraße
70174 Stuttgart, S-West

Das Haus von Johann Georg Hartmann in der Kasernenstraße (heute Fritz-Elsas-Straße/Leuschnerstraße) war eines der geistigen Zentren in Stuttgart. So fand dort regelmäßig ein “Salon” zum Gedankenaustausch statt. Über den Besuch Goethes und des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar im Jahr 1779 in Stuttgart, als beide inkognito von einer Reise in die Schweiz zurückkamen, schrieb Johann Georg Hartmann: “Nachdem aber der Herzog von Weimar die Ablegung des Inkognito … sich verbeten hatte und der Herzog [Karl Eugen] gleichwol alles unter dieser Bedingung Mögliche thun wollte, giengen nun alle Anstalten hiezu durch mich. Ich … hatte alle dem fremden Herzog und seinem Gesellschafter von Goethe gemachten Vergnügen mit zu gemessen. Ich war täglich um sie, ihr Gast und Begleiter in die Akademie, ins Schauspielhaus, auf die in der Gegend der Solitude ihnen angewiesene Jagd, nach Ludwigsburg, nach Hohenasperg zu Schubart, nach Kornwestheim zu Pfarrer Hahn etc….”
Johann Georg Hartmann wurde am 19. Februar 1731 in Plieningen geboren und starb am 9. Juni 1811 in Stuttgart.
Quelle: Stadt Stuttgart


Kondolenzschreiben des Herzogs:
„Mein lieber Hof- und Domänenrath Hartmann!
Ich habe Ihr Schreiben vom 18. d., worinnen sie mich von dem Hintritt Ihres seligen Vaters, des Oberstutenmeisters Hartmann, benachrichtigen, erhalten. Dieser Sterbfall thut mir umsomehr leid, als ich an dem Verstorbenen einen würdigen, verständigen und nach allen Rücksichten braven Mann an ihme verloren habe. Ich bin, mein lieber Hof- und Domänenrath,
Ihr affectionirter
Friedrich Eugen.“



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