Otto Hartmann – Oberbürgermeister in Göppingen von 1919 bis 1933

Zum Gedenken an Otto Hartmann
vorgetragen am 18. Oktober 2019 an seiner Grabstätte
auf dem Pragfriedhof in Stuttgart

Otto Hartmann wurde am 16. Oktober 1877 in Stuttgart geboren. Er hatte fünf Geschwister. Sein Vater, Dr. phil. Julius von Hartmann war eigentlich evangelischer Pfarrer, wurde aber später Professor im Statistischen Landesamt (1) in Stuttgart. Er war ein bedeutender Historiker (u. a. Vorstand des württemb. Geschichts- und Altertumsvereins und geschäftsführendes Mitglied der Kommission für Landesgeschichte) und schrieb zahlreiche Abhandlungen z. B. über Matthäus Alber 1863, (ein württemb. Reformator), Besiedelung Württembergs 1894 u. v. a. Er gehörte der Backnanger Linie Hartmann als
Nachkomme des Oberamtsphysikus Dr. med. Gottfried Wilhelm Hartmann (2) in Backnang und seiner Gattin Auguste geb. Landerer an. Die Mutter Ottos, Julie geb. Hartmann, gehörte der Göppinger Linie Hartmann an, war also eine Nachkommin des ersten Ehrenbürgers der Stadt Göppingen, Oberamtsarzt Dr. med. Friedrich von Hartmann und seiner Gattin Luise geb. Hagmaier, Witwe des Arztes Krippendorf in Göppingen.

Ottos Vater wie auch sein Urgroßvater hatten den Kronorden verbunden mit dem persönlichen Adel verliehen bekommen, waren also Ritter der württembergischen Krone.

Otto Hartmann besuchte das Karls-Gymnasium in Stuttgart und kam nach bestandenem Landesexamen in das Seminar Maulbronn. Dort war Hermann Hesse sein Stubenkamerad und die beiden wurden Freunde. Otto studierte danach Jura an den Universitäten in Tübingen, Leipzig und Berlin. 1904 ließ er sich als Rechtsanwalt in Esslingen nieder. 1906 vermählte er sich mit Anna Hartmann und hatte mit ihr sechs Kinder, darunter die Mutter unserer stellv. Vorsitzenden Cäcilia Schukow, Dr. med. Marianne Charlotte geb. Hartmann und Dr. Otto Julius Hartmann.

Ab 1915 musste Otto am ersten Weltkrieg teilnehmen. Erst im Juli 1919 kam er wieder in die Heimat und bewarb sich als Kandidat zum Oberbürgermeister in Göppingen, wo er im Herbst 1919 als Stadtoberhaupt gewählt wurde. Nach zehnjähriger Amtszeit wurde er durch eine zweite Wahl als OB bestätigt. Hartmann war ein aufrechter Demokrat, was den neuen Machthabern ab 1933 nicht verborgen blieb. Von einem Tag auf den anderen wurde Otto Hartmann als Oberbürgermeister in Göppingen entlassen.

Aber man wollte, oder besser gesagt, man konnte nicht ganz auf diesen ausgezeichneten Kenner der Verwaltungs-Wissenschaft und der Kommunalpraxis verzichten. Nur deshalb wurde Otto Hartmann 1935 Leiter der Landesdienststelle Württemberg des deutschen Gemeindetages in Stuttgart. „In diesem Amt konnte er Vieles leisten, ohne auch im mindesten seiner Gesinnung untreu werden zu müssen.“ (Hartmannbuch 1976 S. 26)

Seine Stuttgarter Wohnung war einem Fliegerangriff zum Opfer gefallen. Im Sommer 1945 wurde Otto Hartmann an das Staatsministerium nach Tübingen berufen und wohnte in Würtingen, einem Dorf auf der Schwäbischen Alb. Auch war er bis zu seinem Ruhestand einige Zeit Vertreter des Landrates des Kreises Reutlingen.

In seinem Unruhestand betätigte er sich ehrenamtlich als Vorsitzender der Württembergischen Landesbühne in Esslingen, als stellv. Vorsitzender der Deutschen Schillergesellschaft und war Berater u. a. der Freien Waldorfschule in Stuttgart. Er wurde allseits geliebt und geachtet. Er sagte einmal über sich, wenn er einmal eine Selbstbiografie schriebe, würde er als Überschrift den Titel setzen: „Der Mann ohne
Abzeichen“.

Wenige Tage vor seinem Tod besuchte der ehemalige Göppinger OB seinen Jugendfreund Hermann Hesse in Montagnola. Otto Hartmann entschlief überraschend am 28. September 1952 in Ludwigsburg kurz vor seinem 75. Geburtstag.

Ein letzter Gruß vom 29. September 1952 von Hermann Hesse erreichten seine Angehörigen. Die Zeilen wurden im Hartmann-Buch Göppinger Linie 1976 abgedruckt.
Aus deren Schluss: „Ich danke Dir, Lieber, für Dein von mir und von vielen als vorbildlich bewundertes Leben, und trauere mit den Deinen tief um einen der Besten, die wir gekannt haben. Hermann Hesse“

Bestattet wurde Otto Hartmann hier in der Stirnbrand/Hartmann-Grabstätte (3) auf dem Pragfriedhof in Stuttgart, die er nach dem Tod und Bestattung seiner Eltern gepflegt hatte. Nach ihm pflegte sie sein Sohn Dr. Otto Julius Hartmann bis zu seinem Tode 1980. Auch er ist hier beigesetzt. Leider kann sein Schriftzug aus Denkmalschutzgründen nicht mehr rekonstruiert werden. Der letzte Grabpfleger war Thomas Otto Hartmann bis 2016. Er lebt in Berlin. 2017 hat die Landeshauptstadt Stuttgart diese Grabstätte zum Denkmal erhoben und restauriert. Dafür gebührt den Genannten großer Dank.(4)

Ich danke Ihnen Allen für Ihr Kommen, besonders danke ich

Herrn Baldermann, seiner Vorgesetzten Frau Ortmann und dem Amtsleiter Herrn Schirner vom Garten-Friedhofs- und Forstamt der Landeshauptstadt Stuttgart

Frau Almut Cobet, Erste Bürgermeisterin der Hohenstauferstadt Göppingen in Vertretung von Herrn Oberbürgermeister Guido Till

Anmerkung: Die Stauferstadt hat vor einigen Jahren eine Ausstellung zu Hermann Hesse und seinem Freund OB Otto Hartmann gemacht, bei der Frau Schukow und ich sowie Angehörige beider Persönlichkeiten und Mitglieder des Familienverbandes bei der Eröffnung anwesend waren.

Frau Roswitha Emele mit Gatten, Stirnbrand-Doktorandin, Stuttgart

Die Genannten wurden offiziell vom Familienverband Hartmann e. V. zu dieser Gedenkfeier eingeladen.

Als kleine Geste und Würdigung der Verstorbenen, besonders aber von Otto Hartmann, legte der Familienverband Hartmann e. V. ein Gebinde nieder.

Doris Eckle-Heinle, Vorsitzende
Familienverband Hartmann e. V.

Stuttgart, den 18. Oktober 2019

  1. Hieß damals Statistisch-topographisches Bureau
  2. Dr. med. Gottfried Wilhelm Hartmann war 1794 prakt. Arzt in Heidenheim (Bruder
    des Heidenheimer Industriepioniers Ludwig von Hartmann und des Oberamtsarztes
    in Göppingen Dr. med. Friedrich von Hartmann)
  3. Heißt deshalb Stirnbrand/Hartmann-Grabstätte, weil auch der Hofportraitmaler
    Franz Seraph Stirnbrand hier bestattet ist. Stirnbrand war der Schwiegersohn des
    ersten Ehrenbürgers der Stadt Göppingen, Oberamtsarzt Dr. med. Friedrich von
    Hartmann und seiner Gattin. Die Landeshauptstadt Stuttgart hat 2017 diese
    Grabstätte wegen des Hofportraitmalers Stirnbrand zum Denkmal erhoben und
    restauriert.
  4. Eine Gedenktafel vom Familienverband Hartmann e. V. in Bezug zu den
    Grabpflegern Hartmann und die Stadt Stuttgart ist in Vorbereitung. Der Text hierzu
    wurde von Friedhofsamtsleiter Herrn Schirner genehmigt.

Als Gäste vom Familienverband Hartmann e. V. wurden offiziell zum Gedenken eingeladen:

Herr Baldermann und seine Vorgesetzten vom Friedhofsamt Stuttgart
Herr OB Till der Stadt Göppingen oder seine Vertretung
Frau Roswitha Emele, Stirnbrand-Doktorandin, Stuttgart



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