175-Jahresgedenken an August von Hartmann

Johann Georg August von Hartmann wurde am 5. Oktober 1764 als Sohn des herzoglich württembergischen Hof- und Domänenrats Johann Georg Hartmann (1731 bis 1811) und Juliane Friederike geborene Spittler (1736 bis 1799) in Stuttgart geboren. Seine Geschwister waren Henriette Hartmann (1762 bis 1820) verehelichte Consulent Friedrich Christoph Mayer, Kommerzienrat Ludwig von Hartmann (1766 bis 1852) in Heidenheim, Oberamtsarzt Dr. med. Friedrich von Hartmann (1767 bis 1851) in Göppingen, Oberfinanzrat Heinrich Hartmann (1769 bis 1857) in Ludwigsburg, Oberamtsphysikus Dr.
med. Wilhelm Hartmann (1770 bis 1823) in Backnang und Professor der Historienmalerei Ferdinand Hartmann (1774 bis 1842) in Dresden.
August von Hartmann besuchte das Gymnasium in Stuttgart, dann als Stadtschüler seit 1780 die Hohe Karlsschule und studierte seit 1782 in Tübingen Rechtswissenschaft. Dann erlernte er 1784 in Plochingen die Schreiberei, woran er 1785 ein Jahr Studium der Kameralwissenschaft in Heidelberg anschloss. Dabei trat er in nähere Beziehungen zu seinem Lehrer, dem Kameralisten Johann Heinrich Jung-Stilling, ebenso zu dem Dichter Friedrich von Matthison und zu Goethes Schwager, Johann Georg Schlosser. Es folgten eine kurze Praxis der Eisenhüttenkunde in Laucherthal und eine Bildungsreise durch Deutschland, Holland und die Schweiz. Dem vielseitig Vorgebildeten übertrug Herzog Karl Eugen 1788 einen Lehrstuhl an der 1782 errichteten Ökonomischen Fakultät der Hohen Karlsschule, wo er über Hauswirtschaft, ein damals neues Fach, Vorlesungen hielt.
Dazu kamen als weitere Lehrfächer 1790 Forst- und Jagdwissenschaft und 1793 Handlungswissenschaft. Als Doctor legens war er zunächst ohne Gehalt, bis er bald außerordentlicher und 1792 ordentlicher Professor wurde, sah sich aber 2 Jahre später bei der Aufhebung der Karlsschule mit einer Pension von 550 Gulden entlassen. Doch im gleichen Jahr noch begann seine Laufbahn in der Staatsverwaltung, 1794 als Rat bei der Rentkammer, 1796 beim Kirchenrat, wo er das Referat über die Kirchenguts-Forsten innehatte und viel im Lande herumkam, auch Anlass fand, mit einem Forstmann aus Kopenhagen eine kurzlebige „Zeitschrift für die Forstwissenschaft“ herauszugeben, zum Teil mit eigenen Beiträgen. Als er anlässlich der Aufhebung der württembergischen Verfassung Ende 1805 unerwartet seiner Ämter zum zweiten mal verlustig ging, berief ihn König Friedrich schon 1806 zum Rat beim Oberlandes-Ökonomiekollegium. 1808 zum Chef der Forstdirektion und bald zum Geheimen Oberfinanzrat und Abteilungschef in der Domänenverwaltung befördert, wurde er 1812 Mitglied des Staatsrats, des späteren
Conferenzministeriums. Nach dessen Auflösung durch König Wilhelm verlor er 1816 nochmals seine Ämter, wurde jedoch sogleich in den neugebildeten Geheimen Rat übernommen und 1817 zum Präsidenten der Oberrechnungskammer ernannt. Als solcher kam er in Konflikt mit dem neuen Finanzminister Karl August Freiherr von Malchus und sah sich Ende 1818 zum vierten mal aus seinen Ämtern entlassen. Doch Königin Katharina berief Hartmann zu einem ihren engsten Vertrauten, der ihre Gründungen eines Wohltätigkeits- und eines landwirtschaftlichen Vereins und einer Töchterschule „Katharinenstift“ von Anfang an tätig eng verbunden war. Im Januar 1819 verstarb diese weitblickende Königin jedoch unerwartet. König Wilhelm, der ihm stets gewogen blieb, übertrug sogleich Hartmann die Leitung dieser Anstalten als Präsident:

Stuttgart, den 11. Januar 1819.
Mein lieber Geh. Rath v. Hartmann
Da es eine heilige Pflicht für mich ist, das Andenken meiner höchstseeligen Gemahlin
Majestät und Liebden wie in allen Stücken so auch insbesondere durch Erhaltung und
sorgfältige Pflege derjenigen Institute, welche Höchstselbe zum Besten meines Volkes
gegründet und in ihre mütterliche Aufsicht genommen hat, zu ehren: so finde ich mich
bewogen, ihnen für die Zukunft das Präsidium der Centralleitung des Armen- und
Landwirtschaftlichen Vereins, sowie die oberste Aufsicht über sämmtliche mit diesen
Instituten in Verbindung stehende Anstalten andurch mit dem Anfügen zu übertragen, daß
Sie mir wöchentlich zweimal über die in den Sitzungen der Vereine verhandelten
Gegenstände Vortrag halten werden. Indem ich sie hiemit von dieser meiner Entschließung
in Kenntniß setze, hege ich die Ueberzeugung, daß sie die oberste Leitung dieser Institute
in dem Geiste ihrer erhabenen Stifterin und nach den ihnen bekannten Intentionen
derselben fortsetzen, und übrigens in deren Uebertragung einen Beweis meines Vertrauens
und derjenigen wohlwollenden Gesinnungen finden werden, mit denen Ich verbleibe, Mein
lieber Geheimer Rath v. Hartmann, ihr gnädiger König

Wilhelm.

(Quelle: Hartmannsbuch 1913, S. 63)


Hier fand Hartmann das Feld für eine ungemein wichtige und seiner Natur gemäße Tätigkeit. Auch um die Gründung und Entwicklung der württembergischen Landessparkasse seit 1818 und die Landwirtschaftliche Hochschule in Hohenheim seit 1817/18, die bis 1847 der Aufsicht des Landwirtschaftlichen Vereins unterstand, erwarb er sich große Verdienste. Die Leitung des Katharinenstifts, bei der er mit Pestalozzi in naher Verbindung stand, legte er 1827 in|jüngere Hände. Im gleichen Jahr rief er als Freund der Künste mit J. H. von Dannecker und anderen den Stuttgarter Kunstverein ins Leben. Das
Präsidium des Landwirtschaftlichen Vereins, mit dem, wie Friedrich List schon 1816 vorgeschlagen hatte, auch ein Handels- und Gewerbe-Verein verbunden war, legte er 1839 nieder, das Präsidium des Wohltätigkeitsvereins erst 1847.
Nach seiner Heirat 1792 mit Mariette Dannenberger (1766 bis 1832) blieb Hartmann im elterlichen Hause (Hartmannhaus) wohnen. Das Paar hatte vier Töchter:
Emilie Hartmann (1794 bis 1846), verheiratet 1817 mit Hofrat und Gymnasial-Professor Dr. Georg von Reinbeck (1766 bis 1849)
Julie Hartmann (1795 bis 1869)
Mariette Hartmann (1802 bis 1874), verheiratet 1832 mit Textilfabrikant Georg Zoeppritz (1804 bis 1892)
Charlotte Hartmann (1808 bis 1871), verheiratet 1840 mit Kanzleidirektor des Geheimen Rats Karl von Weisser (1796 bis 1873)
In die Tradition dieses Hartmannhauses als geistig-geselligem Mittelpunkt weit über Stuttgart und Württemberg hinaus wuchs er hinein und setzte zusammen mit seiner Frau seit dem Tode des Vaters diese Tradition fort und erweiterte sie, ungeachtet oft drückender wirtschaftlicher Sorgen. Außer den Freunden seines Vaters gehörten länger oder kürzer zum Umgang im Hartmannhaus die Dichter Jean Paul, Geibel, Tieck, Rückert, Lenau, Freiligrath, Justinus Kerner, Wilhelm Hauff, Heinrich Voß, Wolfgang Menzel, Berthold Auerbach, Ludwig Uhland, Graf Alexander von Württemberg, die Staatsmänner von Wangenheim, Karl Kerner und von Vellnagel, der Kupferstecher Duttenhofer, der Musiker Zumsteeg, die Naturwissenschaftler Kielmeyer und Schwerz und viele andere. Vom Fürsten von Fürstenberg zum Pfalzgrafen ernannt, hat Hartmann wiederholt Doktorpromotionen vorgenommen, zumal in Fällen, die ihm die Universität Tübingen wegen entgegenstehender Formalien zuwies.
August von Hartmann starb am 4. April 1849, vor 175 Jahren, in Stuttgart. Er und einige seiner Familienangehörigen wurden auf dem Hoppenlaufriedhof in Stuttgart beigesetzt.
In Stuttgart-Hohenheim ist die August-von-Hartmann-Straße nach ihm benannt.

Auszeichnungen:
Ritterkreuz des württembergischen Zivildienstordens 1812
Kronorden 1818 verbunden mit dem persönlichen Adel
Großkreuz des Friedrichsordens 1835

Werke:
Versuch einer geordneten Anleitung zur Hauswirtschaft, Stutgart bei Johann Benedikt Mezler 1792. Dieses Buch mit 376 Seiten und Register befindet sich im Hartmann-Familienarchiv.

Doris Eckle-Heinle

Quellen:
Hartmannsbuch von 1878, S. 92 bis 103, HB von 1898, S. 25 bis 29, HB von 1913, S. 22
bis 26 und S. 61 bis 63
Paul Gehring: Neue Deutsche Biographie, NDB 7 (1966)
Wikipedia



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